Träumst du auch von Japan?

Buntstift-Zeichnung einer japanischen Landschaft, im Vordergrund ein Tempel und Bäume, im Hintergrund der Fujiyama, dazwischen angedeutet eine Stadt.

Auf die eine oder andere Art haben wir (Karateka) ja sicher alle schon ein oder zwei Mal an Japan gedacht. Vielleicht warst du schon mal in Gedanken, oder auch in der physischen Welt dort. Vielleicht aber auch nur mit dem Finger auf der Landkarte.

Sicherlich ist die Kunst ein sehr dankbarer Weg zu reisen: man braucht nicht vor die Haustür, man braucht kaum Vorbereitung (ein Stift, ein bisschen Papier, oder einfach nur die richtige App auf dem mobilen Endgerät) und schon kann es losgehen. Klar: manchmal sieht das Ergebnis nicht ganz so wie das aus, was man vorher in der Vorstellung hatte. (Auch wenn man sagen könnte, dass das auch auf einen echten Besucht zutreffen würde).

Man kann natürlich auch wirklich nach Japan reisen. Nicht nur in Gedanken oder auf dem Papier, oder in Spielen und Videos.

Und es gibt auch Wege, wie man das nicht alleine machen muss.

Ich (Steffen) war zum Beispiel 2012 mit den JDZB, dem Japanisch-Deutschem Zentrum in Berlin, auf einer Delegationsreise in Japan. Aus ganz Deutschland kamen unterschiedlichste Japan-Begeisterte zusammen und wurden auf die Reise vorbereitet.

Schon in vor der Reise hatten wir den ersten Kontakt zur japanischen Delegation und haben uns zu Themen wie Work-Life-Balance und Ehrenamtsarbeit ausgetauscht.

Die Reise selbst kann ich so ohne Weiteres nicht in wenige Worte fassen, deswegen muss dafür wohl ein anderer Post her. Für heute sei nur gesagt es waren wundervolle 10 Tage mit einem reichhaltigen Programm und vielen Erfahrungen.

Wenn du dich informieren möchtest, wie du an solchen Reisen teilnehmen kannst und welche Vorraussetzungen du erfüllen musst, findest du auf der Webseite des JDZB (https://jdzb.de/de/exchanges) alle Informationen.

Du kannst aber natürlich auch gerne den Weg gehen, den ich dieses Mal gegangen bin: Den Weg der Stifte auf Papier 🙂

Kamae-Waza 01 Zenkutsu-Dachi

Es kommt immer wieder vor, dass dein Trainer von dir verlangt, dich in die „richtige“ KAMAE, die Stellung zu stellen. Und auch wenn man im Training schon viel aufschnappen kann, manchmal braucht man doch noch einmal eine kleine Hilfestellung.

Diese Grafik fasst noch einmal die wichtigsten Punkte für den ZENKUTSU-DACHI zusammen. Die Stellung des in der rechten Darstellung linken Fußes ist so zu verstehen, dass seine Außenkante nach vorne zeigt. Da unser Fuß etwas „trapezförmig“ ist, sieht es in der Praxis dadurch eher so aus, als ob er leicht nach innen gedreht ist.

Wenn du diese Punkte berücksichtigst, sollte dem „richtigen“ ZENKUTSU-DACHI nichts mehr im Wege stehen.

MAWATE

Abfolge beim Mawate, Wendung im Karate,

Die 180°-Wendung der Blickrichtung und Auslage im KARATE wird MAWATE genannt.

Es gibt verschiedene Varianten, die von der Stellung und von der Situation (KIHON, KATA, BUNKAI) abhängig sind. Im Schema oben dargestellt, wird zunächst der vordere Fuß so platziert, dass er während der eigentlichen Drehung nicht mehr groß bewegt werden muss.

Im Beispiel hier starten wir aus HIDARI (links) ZENKUTSU DACHI KAMAE. Der (noch) vordere Fuß (links) wird nach rechts umgesetzt.

Blickwechsel und Drehung folgen. Die Arme führen gleichzeitig einen starken GEDAN UKE aus.

Wir stehen jetzt MIGI (rechts) ZENKUTSU DACHI KAMAE und haben uns um 180° gedreht.

Latsch’an

Viele KATAs, die im Laufe der Geschichte von Meister zu Schüler gewandert sind, haben Veränderungen erfahren. Diese Veränderungen sind manchmal fast unscheinbar und man erkennt die Ursprungskata noch relativ einfach, wie es bei den PINAN und HEIAN KATAs der Fall ist. Bei manchen KATAs jedoch ist eine „Verwandtschaft“ nur schwerlich auszumachen. Ist es dieselbe KATA? Ist es eine Weiterentwicklung? Ist es eine ganz eigenständige KATA? Die Grenzen sind nicht immer leicht auszumachen.

Bei der KATA Latsch’an ist es anhand der Techniken allein nicht gleich offensichtlich, wie nah sie mit der Schuh’zu verwandt ist. Hier helfen wieder Sekundärquellen wie Augenzeugenberichte weiter.

Unser Recherche-Team hat in den staubigen Archiven und durch ausgiebige Interviews in Erfahrung bringen können, dass die Latsch’an auch unter dem Namen Natsu no Schuh’zu (Sommer-Schuh’zu) bekannt war. Später jedoch verlor sich der ursprüngliche Name, der die direkte Verbindung sehr deutlich macht. Dafür etablierte sich der Name Latsch’an.

Die KATA zeichnet sich dadurch aus, dass die ersten Schritte nicht nach vorne gelaufen werden, sondern rückwärts. Erst mit den GERIs geht es wieder nach vorne und man landet wieder in der Start-Position. Hier die Überlieferung im Bild:

Die Punkte unter 6 und 10 stellen vermutlich die Stellen in der KATA dar, an denen der KIAI zu setzen ist.

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Hinweis: Auch diese KATA ist im Rahmen früherer Sommerferienlager entstanden und mag Wandlungen erfahren haben. Sie ist NICHT Teil des SHOTOKAN-KATA-Kanons. 😉

KATA Schuh-Zu

In der langen Geschichte der Kampfkünste ging viel Wissen für immer verloren. Oft genug, weil es einfach nicht aufgezeichnet wurde.

So sind auch viele Anwendungen und Katas aus dem Karate nicht immer im Original erhalten, sondern das Resultat von mündlicher Tradition. Oft genug kommt es bei dieser Art der Übermittlung zu Weitergabefehlern. In dieser „Stillen Post“ kann das eine oder andere Detail verloren gehen, oder aber zumindest abgewandelt überdauern.

Ein anderer Faktor des Wissensverlustes kann die verspätete Kodifizierung (also Übertragung in einen Code, eine Aufzeichnung) darstellen.

Die Kata Schuh-Zu ist ein Beispiel für diese verspätete Aufzeichnung.

Zu unserem Glück haben wir noch Augenzeugen, die uns zu den Details der Ausführung und Anwendung wertvolle Informationen geben können.

Ursprünglich in fernen Landen entstanden (Litauen), ist die Grundform der Schuh-Zu in ihrer Bunkai ganz eng an realen Situationen gehalten.

Aber seht selbst…

Kata Schuh-Zu, gezeichnet von Steffen Saldsieder, mit nummeriertem Ablauf, ohne Embusen

Wie unschwer zu erkennen, fehlt in dieser Darstellung völlig der Embusen, das Schrittmuster. Auch ist nicht ersichtlich, was genau in den Darstellungen 4 und 7 zu tun ist, da es sich um ungewöhnliche, nicht zum Karate Kanon gehörende Techniken zu handeln scheint.

Die Kürze der Kata scheint einen hohen Fokus auf die akurate Ausführung der Technik nahezulegen. Ebenso ist anzunehmen, dass Atmung und Kime von extremer Bedeutung sind.

Aus unseren Interviews mit den Zeitzeugen ergibt sich folgender Ablauf:

  1. Yoi
  2. langsamer Schritt vor, dabei ist Wert darauf zu legen, dass die linke Ferse erst zur Endposition auf dem Boden „einrastet“
  3. langsamer Schritt vor, nur mit rechts
  4. schnelles Vorbeugen, die Hände überkreuzen mehrmals, letztes Überkreuzen mit KIAI
  5. Aufrichten in Sanchin-Dachi (migi)
  6. langsamer Schritt zurück
  7. schnelles Vorbeugen, die Hände überkreuzen mehrmals, letztes Überkreuzen mit KIAI
  8. Aufrichten in Sanchin-Dachi (hidari)
  9. zurück in Ausgangsposition

Anmerkung: Diese Kata ist als Scherz auf einem unserer Sommerlager in Litauen entstanden. Sie ist nicht Teil des Shotokan-Kata-Kanon. Es existieren Varianten, die zu einem späteren Zeitpunkt behandelt werden sollen.