Bestimmt wisst ihr, dass Karate Do übersetzt „Der Weg der leeren Hand“ bedeutet. Dass Karate aus Japan kommt wisst ihr sicherlich auch und vielleicht habt ihr ja schon mal etwas über Funakoshi Gichin, welcher als Vater des modernen Karate gilt, gehört. Aber wisst, wie das Karate entstanden ist? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir einen Zeitsprung machen, in eine Zeit die weit vor Funakoshi gewesen ist.
Wir beginnen im 15. Jahrhundert auf der Insel Okinawa. Okinawa ist eine Insel, die heute zu Japan zählt, jedoch damals mit der Ryu Kyu Inselgruppe ein eigenes Königreich bildete. Die Einwohner der Insel waren hauptsächlich Bauern und Fischer. Durch den ständigen Handel mit China kamen öfters chinesische Gesandte auf die Insel. Viele Gesandte waren in den chinesischen Kampfkünsten bewandert und lehrten ihre Kunst auf Okinawa. Die Kampfkunst, die auf Okinawa von den Gesandten gelehrt wurde, nannte man „Tode“ was so viel wie chinesische Hand bedeutet. Später wurde aus dem Tode dann Te, was ja bekanntlich Hand bedeutet. Vor das Te setzte man die Gegend, in welcher man die Kampfkunst erlernte. Die drei größten Gegenden auf Okinawa waren Shuri,Tomari und Naha. Lernte man also in Shuri so erlernte man die Kunst des Shuri-Te. Das Interesse am Okinawa-Te soll auch durch das Waffenverbot, welches König Sho Shin im 15. Jahrhundert erlassen haben soll, groß gewesen sein. Die Kampfkünstler auf Okinawa trainierten aber nicht nur mit der Hand, auch mit Waffen wie dem Langstock Bo (auch Kon genannt), der Sai, dem Tonfa und vielen weiteren Waffen wurde trainiert. Ein Stock wurde nun mal nicht als Waffe auf Okinawa gezählt und somit blieb er auch vom Waffengesetz verschont. Auch zu den anderen Waffen gibt es Geschichten, welche einige von euch durch unser Kidscamp und Thiessowanaka schon kennen (aber zu diesen Geschichten vielleicht in einem anderen Beitrag mehr).
An dieser Stelle ist es Zeit wieder einen Zeitsprung zu machen. Dieses Mal befinden wir uns im Jahr 1868. In dieser Zeit hat Okinawa eine Besetzung durch Japan und eine damit verbundene Schreckensherrschaft hinter sich. Ab dem Jahr 1868 ging es für die Kampfkünste auf Okinawa wieder Berg auf und viele Kampfkunstschulen wurden eröffnet. Außerdem wurde in diesem Jahr auf Okinawa einer der wichtigsten Karatekas geboren. Sein Name war Funakoshi Gichin und er erlernte das Shuri-Te unter seinen Meistern Itosu und Azato. Funakoshi war Lehrer auf Okinawa und gab öffentliche Kampfkunstvorführungen. Eines Tages im Jahr 1921 besuchte der japanische Kronprinz Hirohito eine dieser Vorführungen. Durch dessen Begeisterung wurde Funakoshi nach Tokio eingeladen. Er trat die Reise an und blieb dort den größten Teil seines Lebens. Funakoshi wollte das Okinawa-Te an die japanische Kultur anpassen und benannte viele Katas um. Und so kam es auch dazu, dass der Begriff Okinawa-Te durch den Begriff Karate Do ersetzt wurde.
Auch wenn das Karate, welches wir kennen aus Japan kommt, zeigt uns die Geschichte, dass der Ursprung doch in China liegt und dass die Insel Okinawa bei der Entwicklung des Karate eine sehr große Rolle spielt.
Quellen:
Thomas Heinze: Die Meister des Karate und Kobudo. Books on Demand GmbH Norderstedt, 2009,S.46 ff.
Joachim Grupp: Shotokan Karate Kata 1. Meyer & Meyer Verlag,4. Auflage, 2010, S.12 ff.