… diesjährigen Frühlingsturnier ist nun fertig und wir wünschen euch viel Spaß beim Rückblick auf einen tollen Wettkampftag.
Für jene, die leider nicht dabeisein konnten, ist dies vielleicht ein guter Anreiz, auf die noch zwei kommenden Wettkämpfe fleißig hinzutrainieren. Ich lenke euer Augenmerk mal auf die akuraten Stellungen der Mädels aus Dargun und den Zanshin von Lara, die Siegerin in KATA der Mittelstufe, wenn sie ihre KATA ansagt. 😉
Die einzelnen Ergebnisse könnt ihr hier in unserem Blog im Beitrag vom 26.03.2023 nochmals nachlesen. Ein paar schöne Schnappschüsse findet ihr auch auf der Homepage des gastgebenden SKV Zanshin Groß Gievitz.
Ins deutsche übersetzt bedeutet Mae “vor” und Keri wird in der japanischen Kampfkunst als Bezeichnung für Fußtritte benutzt. Der Mae Geri ist also der Fußtritt nach vorne. Wie der Mae Geri ausgeführt wird zeigt uns Steffen in Form eines Comics. Die Technik startet aus Chudan Kamae. Im ersten Schritt wird der vordere Fuß aufgedreht. Danach hebt man das hintere Knie zur Brust. Nachdem das Knie angehoben ist, erfolgt der Fußtritt. Bevor der Fuß abgesetzt wird, ist der Fuß wieder zurückzuführen. Zum Ende setzt der Fuß, der getreten hat vorne ab. Endposition ist wie zum Beginn Chudan Kamae.
Wenn man sich mit der Geschichte des Karate befasst, kommt man an dem Namen Funakoshi Gichin nicht vorbei. Der Vater des modernen Karate wird er genannt und er ist der Begründer des berühmtesten Karatestils der Welt – dem Shotokan Karate. Aber lasst uns doch am Anfang beginnen. Am 10. November 1868 wird Funakoshi Gichin in Shuri, einer Stadt auf Okinawa, geboren. Er ist ein kleines, schmächtiges und schwaches Kind. Außerdem ist sein Körper sehr Krankheitsanfällig. Funakoshi möchte etwas dagegen tun und sich physisch fit halten. Im Alter von zehn Jahren beginnt er mit dem Karatetraining unter Anko Azato. Dieser ist ein angesehener Kampfkünstler, Schwertkämpfer und Gelehrter auf Okinawa. Bei Azato trainiert Funakoshi ehrgeizig und hart. Das Training besteht meistens aus Kata, aber viel Abwechslung ist von Azatos Training nicht zu erwarten, denn es ist üblich sich mit einer Kata mehrere Jahre auseinander zusetzten, bevor man die nächste erlernen darf, heutzutage gar nicht mehr vorstellbar. Funakoshi selbst berichtet, dass er allein um die drei Naihanchi (Tekki) Katas zu erlernen zehn Jahre gebraucht habe. Im Training von Azato kommt die Theorie nicht zu kurz und so wird Funakoshi auch mit dem geistigen Training der Kampfkunst vertraut gemacht. Zum Training lädt Azato seinen guten Freund Itosu Anko ein, welcher ebenfalls ein angesehener Kampfkunstmeister ist. Auch dieser unterrichtet Funakoshi im Karate. Itosus und Azatos Lehren unterscheiden sich grundlegend. Während Azato meint, man solle sich die Hände und Füße des Gegners als Klingen vorstellen, was zur Folge hätte, dass ein Treffer tödlich ausgehen kann, vertritt Itosu die Meinung, den Körper so zu trainieren, dass man jeden Schlag des Gegners einstecken könne. Durch diese zwei Grund auf verschiedenen Lehrmeinungen erfährt Funakoshi eine vielfältige Karateausbildung. 1888 erhält Funakoshi eine Lehrbefähigung als Hilfslehrer an einer Grundschule in Shuri. Er heiratet eine Frau namens Gosei und gemeinsam gründen sie eine Familie mit vermutlich sechs Kindern (so genau weiß man das leider nicht). Im Jahr 1891 wird der junge Karateka zum Hauptschullehrer befördert und nach Naha, welches ebenfalls eine Stadt auf Okinawa ist, versetzt. In dieser Zeit hält er weiterhin Kontakt mit seinen zwei Lehrmeistern. Zusätzlich lernt er in Naha weitere Karatemeister kennen, von denen er lernen kann. Gemeinsam mit seinem Meister Itosu veranstaltet Funakoshi öffentliche Karatevorstellungen. Diese führen dazu, dass Karate in das Schulsystem von Okinawa integriert wird. Dazu entwickelt Itosu die sogenannten Pinan-Katas, welche Anfängern einen leichteren Einstieg in die Kampfkunst ermöglichen soll. Am 6. März 1921 besucht der japanische Kronprinz Hirohito die Insel Okinawa. Bei einem seiner Zwischenstopps wird er auf eine von Funakoshis Karatevorführungen aufmerksam. Für Funakoshi ist es die Vorstellung, welche sein Leben verändern sollte. Der japanische Prinz ist durch die Vorführung sehr beeindruckt und lädt Funakoshi nach Tokio ein, um das Karate dort vorzustellen.
Funakoshi akzeptiert und reist 1922 nach Japan. Eigentlich wollte er nach seinen Vorstellungen wieder nach Okinawa zurückreisen, jedoch lernt er in Tokio einen Freund kennen, welcher ihm zum Bleiben überredet. Dieser neue Freund heißt Jigoru Kano. Kano ist selbst Kampfkünstler und trainiert Jiu Jitsu und er ist dabei seine ganz eigene Kampfsportart zu begründen. Er nennt diese Judo. Jigoru Kano ist es auch, der das Dan/Kyu-System entwickelt und somit die noch heute verwendeten farbigen Gürtel einführt. Da Funakoshi zum Anfang wenig Schüler findet geht er an die Universität, um Studenten für seine Kampfkunst zu begeistern. Der Plan geht auf und bald wollen sehr viele Japaner Funakoshis Karate erlernen. Für so viele Schüler muss ein neues Lehrsystem her. Techniken brauchen Namen und Katas müssen für die Masse vereinfacht werden, denn während viele Schüler auf Okinawa mehr als zehn Jahre bei einem Meister trainierten, haben die Studenten meistens nur drei bis fünf Jahre Zeit, um Karate zu lernen. Durch den aufsteigenden Nationalismus gibt Funakoshi den Katas japanische Namen, so wird zum Beispiel aus Pinan – Heian, was mit Ruhe und Frieden übersetzt werden kann. Poetische Namen erdenken kann Funakoshi recht gut, da er sich neben dem Karate auch mit der Dichtkunst auseinandersetzt. Sein Künstlername lautet Shoto, was so viel wie Pinienrauschen bedeutet. In Funakoshis Dojos wird nicht nur der Körper, sondern auch der Geist trainiert. Karate ist nicht nur ein Kampfsport, es ist ein Weg. Das moderne Karate Do (der Weg der leeren Hand) ist geboren. Die Schüler trainieren unter Funakoshi viel Kata. Nachdem viele junge Schüle die Dojos verlassen, da sie sich nicht mit anderen im Kampf vergleichen können, nimmt Funakoshi mehrere Partnerübungsformen in das Training mit auf. Das ist der Anfang des heutigen Sport-Kumite. Einige Schüler unterrichtet Funakoshi bei sich zuhause. Zu seinen ehren hängen seine Schüler ein Schild vor das Dojo, auf welchem SHOTOKAN steht. KAN bedeutet Haus und Shoto ist wie erwähnt der Künstlername von Funakoshi. SHOTOKAN übersetzt heißt also Haus des Shoto. Funakoshi Gichin verbringt sein ganzes restliches Leben in Japan. Mit Anfang Achtzig legt er seine Lehrtätigkeit nieder, da er mit dem weiterentwickelten Karate seiner Schüler, nicht mehr mithalten kann. Tiefe Stellungen und Hohe Fußtritte kennzeichnen nun das Shotokan Karate. Immer mehr entwickelt sich das moderne Karate zum Wettkampfsport, bis es 2020 sogar olympisch wird. Der Begründer des Shotokan Karate, der Vater des modernen Karate erlebt dies nicht mehr mit. Funakoshi Gichin stirbt im Jahr 1957. Er hinterlässt die Kampfkunst, die wir heute trainieren und lieben. Das Symbol des Shotokan Karate ist übrigens ein Tiger…kommt mir irgendwie bekannt vor.
Ihr habt ja sicher alle schon mal eine Gürtelprüfung bestanden und dazu eine schicke Urkunde des Karatelandesverbandes M-V bekommen. Ich zeige euch heute, wie diese bei uns vor über 30 Jahren ausgesehen haben.
Mein Prüfer war damals Waclaw Antoniak, mit dem wir noch heute in Kontakt stehen und darüber hier auf unserer Homepage auch schon über Lehrgänge, an denen z. B. Frank, Johanna, Ole und Dennis teilnahmen, berichten haben. Waclaw war seinerzeit Träger des 4. DAN und lud gemeinsam mit Giuseppe Beghetto zum Trainingslager nach Rostock ein. Heute trägt er wie auch Giuseppe den 8. DAN und ist Präsident des Polnischen Karateverbandes. Der auf der Urkunde unterzeichnende Präsident unseres Karatelandesverbandes M-V war übrigens Dr. Dietmar Zschäckel, der auch Gründungsmitglied des in der Wende-Aufbruchsstimmung am 12. Mai 1990 gegründeten “Deutschen Karateverbandes der DDR”, die noch bis zur Wiedervereinigung am 03.10.1990 existierte, war (Quelle).
Und noch ein kleiner Funfact zu dieser Gürtelprüfung: Die Prüfung fand am Sonntag, den 02.06.1991, statt. Am Vortag bei meiner Anmeldung zum Lehrgang lernte ich Andreas “nîn Mellon” Röhl kennen. 🙂
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