Der Meister im Schatten

Im Jahr 1827 wurde im Ryu Kyu Königreich, in einer Stadt zwischen Naha und Shuri ein Mann geboren, welcher die Geschichte des Karate noch weit beeinflussen sollte. Dieser Mann war der Sohn einer angesehenen Familie auf Okinawa. Seine Hobbys waren Bogenschießen, Reiten, Schwertkampf und Karate. Neben körperlicher Ertüchtigung beschäftigte er sich gerne mit chinesischer Literatur und Philosophie. Für seine Mitmenschen war er ein sehr angesehener Gelehrter und durfte später sogar am Hofe des Königs als Berater arbeiten.
Auch wenn die Schwertkunst seine wahre Leidenschaft war, ist er doch eher durch sein Karate bekannt geworden. Unter seinem Karate-Lehrer Matsumura Sokon erfuhr er eine gute Ausbildung. Das Training brachte nicht nur ein gutes Kampftraining mit sich, sondern auch eine Freundschaft, die er mit einem anderen Schüler einging. Dieser neue Freund hieß Itosu Anko.
Durch sein Schwertkampftraining entwickelte sich sein Karate jedoch in eine andere Richtung als Itosus Karate. Während Itosu durch Abhärtungstraining jeden noch so harten Schlag aushalten wollte, wollte unser Schwertkämpfer jedem Schlag ausweichen. Er meinte man solle sich seine Hände als Klingen denken und so auch die der Gegner.
Durch seine Beschäftigung mit Philosophie fanden auch immer mehr geistige Normen in sein Karatetraining Einzug. Jedoch soll er auch arrogant gewesen sein und sogar behauptet haben, dass ihn kein Mensch auf Okinawa in einem Kampf auf Leben und Tod besiegen könnte. Eines Tages soll Kanna Yorin, welcher selbst ein Schwertkämpfer war, ihn herausgefordert haben. Zur Kannas Überraschung erschien der Karateka ohne Waffe zum Duell. Trotz dieses Nachteils gewann der Karate-Meister und seine Behauptung sollte an diesem Tag unwiderlegt bleiben.
Schüler nahm er nur selten an und so kam es auch, dass er selbst seinen eigenen Sohn zu seinem guten Freund Itosu zum Trainieren schickte. Weil er seine Lehren nicht an viele Schüler weitergab, wurde er auch „Der Meister im Schatten“ genannt. Einer seiner seltenen Schüler war Funakoshi Gichin, welcher als Vater des Modernen Karate gilt. Durch den „Meister im Schatten“ lernte Funakoshi den geistigen Aspekt des Karatetraining kennen und übernahm viele Lehren in sein Karate Do wie zum Beispiel an den Niju Kun zusehen ist (aber das ist ein anderes Thema). Funakoshi bewunderte seinen Lehrmeister sehr und bezeichnet ihn als den wohl größten Karatemeister, den er je getroffen hat. Der Name dieses Meisters ist Azato Anko.

 

 

 

Dieser Name ist euch sicher durch die Kumite Kata Azato, welche in unserem Prüfungsprogramm zu finden ist, schon bekannt. Damit verweise ich gerne nochmal auf unsere Fernschule, die gegen Vergessen in der Ferienzeit hilft.

 

Quelle: Thomas Heinze: Die Meister des Karate und Kobudo. Books on Demand GmbH Norderstedt, 2009, S. 22 ff.

Veröffentlicht in Allgemein.