Kurz durchgeatmet

Was passiert bei der Meditation zum Trainingsbeginn

Jedes Training beginnt und endet damit, dass wir in Seiza sitzen und mit geschlossenen Augen meditieren. 

Meistens dauert diese Meditation nur wenige Atemzüge und wirkt für Außenstehende und Neulinge etwas befremdlich. 

Deshalb soll es heute darum gehen, was denn da in den Köpfen so vor sich geht (oder vielmehr: gehen kann). 

Der Trainer hat uns also an die Linie gerufen und uns dazu aufgefordert, uns in den Fersensitz zu setzen (Seiza). Jetzt folgt typischer Weise die Aufforderung “Mokuso”. 

Alle schließen ihre Augen. Die Meditation beginnt. 

Stelle dir vor, wie du deinen Rucksack oder deine Schultasche abstellst und zu den Sachen packst, die du bei deiner normalen Kleidung gelassen hast (zum Beispiel in der Umkleide). 

In diesem Rucksack befinden sich alle Themen, die dich den restlichen Tag so beschäftigen; Schulaufgaben, Hausarbeiten, wundervolle und weniger wundervolle Erlebnisse, gutes und nicht so gutes Essen… die Liste ist sicherlich lang. 

Mit all diesem Gepäck bist du zum Training gekommen. Und jetzt stellst du das Gepäck ordentlich in eine gedankliche Ecke. 

Denn jetzt startet das Training. Und dann zählt nur, dass du hier bist und Training machen willst. Alles andere ist unwichtig. Alles andere kann warten. 

Wenn du mit diesem gedanklichen Sortieren fertig bist, kannst du dir noch einmal im Kopf sagen: “Jetzt beginnt das Training. Ich bin aufmerksam und gebe mein Bestes.” 

Beim ersten Mal brauchst du vielleicht etwas länger. Aber mit jeder dieser kurzen Meditationen wirst du dieses Sortieren schneller schaffen. 

Atme noch einmal tief durch und warte auf die Aufforderung “Mokuso yame!” – Erst damit ist die Meditation zu Ende. 

Das Training kann nun beginnen. 

Nach dem Training gehst du gedanklich rückwärts vor. 

Du sagst dir in Gedanken “Das Training ist nun zu Ende” und kannst dir wieder dein Gepäck abholen. 

Wenn du magst, kannst du noch kurz vor Ende der jeweiligen Meditation ein gedankliches “Danke, dass ich trainieren kann/konnte” einfügen.

Tipp: 

Diese Form des gedanklichen Sortierens und Fokussierens kannst du natürlich nicht nur für das Karate-Training nutzen. Die halbe Minute kannst du dir auch vor jeder anderen Aufgabe nehmen, die deine ganze Aufmerksamkeit braucht. Klausuren, Wettkämpfen, Vorstellungsgesprächen, etc.  

Tipp für Fortgeschrittene: 

Während des Trainings hast du bereits erfahren, dass man viel mit der richtigen Atmung erreichen kann. So auch bei der Meditation.

Achte bei deiner nächsten Meditation einmal bewusst auf deine Atmung.

Atme tief durch die Nase ein (etwa 3 Sekunden),
halte deinen Atem an (auch etwa 3 Sekunden)
und atme dann ganz aus (auch etwa 3 Sekunden lang) um auch dann eine Pause zu machen (wieder ungefähr 3 Sekunden) bevor du wieder einatmest.

Wiederhole diese Atemübung mindestens 3 Mal und du wirst merken, wie du ruhiger wirst und klarer denken kannst. 

Auch das kannst du natürlich nicht nur vor dem Training machen 😉  

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